top of page

Neue Erkenntnisse zur Vielfalt von Bienen in Baden-Württemberg

Eine aktuelle Studie des Naturkundemuseums Stuttgart und des Entomologischen Vereins Krefeld liefert neue Erkenntnisse zur Artenvielfalt von Bienen in Baden-Württemberg.

Wildbiene auf einer Distel

Forscherinnen und Forscher untersuchten zwischen 2018 und 2023 Fluginsekten an 40 Standorten in allen vier Regierungsbezirken des Bundeslands mit Malaisefallen. Die Auswahl der Standorte umfasste 20 Naturschutzgebieten und 20 Flächen in landwirtschaftlich genutztem Grünland, um den Einfluss von Naturschutzgebieten auf die Anzahl der Insektenarten und die Biomasse der Insekten zu analysieren.


Ergebnisse der Studie

Insgesamt konnten 239 Bienenarten mit 14.199 Individuen gefangen und bestimmt werden. Davon stehen insgesamt 79 Arten auf der nationalen oder regionalen Roten Liste. Eine deutliche Korrelation wurde zwischen der Artenvielfalt und der Anzahl der gefährdeten Arten festgestellt.


Die Analyse ergab:

  • Die Artenzahl war an Standorten in Naturschutzgebieten mit durchschnittlich 55,8 ± 29,5 Arten um 33% höher als an nicht-geschützten Standorten (37,6 ± 19,0).

  • Auch im Vergleich zu Daten aus einem früheren Zeitraum von 5 bis 11 Jahren konnte eine Abnahme der Artenvielfalt in den Naturschutzgebieten beobachtet werden.

  • Die Gesamtbiomasse der gefangenen Insekten zeigte keine signifikanten Unterschiede zwischen Flächen den beiden Standortkategorien, sondern unterlag leichten jährlichen Schwankungen. Die Gesamtbiomasse ist daher kein zuverlässiger Indikator für die Artenvielfalt an einem Standort.

  • Die Artenvielfalt wurde stärker von langfristigen Temperaturbedingungen beeinflusst als von kurzfristigen Wetterverhältnissen.

  • Die Anzahl der Pflanzenarten hatte keinen direkten Einfluss auf die Bienenvielfalt, da sie in beiden Standortkategorien vergleichbar war (Naturschutzgebiet: 21.1 ± 1.6 vs. offene Agrarlandschaft: 18.0 ± 1.5)

  • Der Ellenberg-Indikator, ein ökologischer Zeigerwert für Pflanzen, war in den Naturschutzgebieten sogar niedriger als in der offenen Agrarlandschaft.

 

Diese Studie von Frenzel et al. (2024) zeigt also, wie wichtig die Bestimmung der Arten ist, um den langfristigen Einfluss von Naturschutzmaßnahmen oder Maßnahmen zur Förderung von Wildbienen beurteilen zu können. Die Bestimmung der Gesamtbiomasse oder der Individuenzahl allein ist dafür nicht ausreichend.


Bestätigungen durch weitere Untersuchungen

Eine weitere lokale Studie „Wildbienen in Schwaben“ aus den Jahren 2023 und 2024 bestätigt diese These grundsätzlich. An 21 ausgewählten Standorten in den Landkreisen Neu-Ulm und Donau-Ries wurden insgesamt 225 Bienenarten gefunden, darunter 43 Arten, die auf der Roten Liste Bayerns oder Deutschlands stehen. Sensationell war die Wiederentdeckung der als ausgestorben geltenden Grabwespenart Auen-Fliegenjäger (Ectemnius fossorius) nach über 100 Jahren.

Allerdings wurden in dieser Studie gezielt Lebensräume untersucht, die noch besonders gute Bedingungen für seltene Wildbienenarten bieten.

Naturschutzgebiete bleiben daher essenzielle Rückzugsgebiete für bedrohte und seltene Wildbienen. Gleichzeitig sollte durch geeignete Maßnahmen die Lebensraumqualität für Wildbienen auch in der Agrarlandschaft verbessert werden, da dort die Bestäubung eine signifikante Ökosystemleistung für eine Vielzahl von Nutzpflanzen darstellt.


Nachhaltiger Schutz durch Forschungsprojekte

Im Rahmen der Beenovation-Projekte FINDIG, FarmerBeeWild und BeeContour werden derzeit verschiedene Maßnahmen zur Förderung von Wildbienen in der Agrarlandschaft untersucht. Ziel ist es, geeignete Strategien zur Erhaltung und Förderung der Biodiversität zu entwickeln.



Weitere Informationen:


Pressemitteilung zu “Wildbienen in Schwaben“ vom 11.02.2025:

Комментарии


bottom of page