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Innovative Betriebsweise gegen Varroa: VITALBIENE zeigt neue Perspektiven zur Förderung der Bienengesundheit

Aktualisiert: 9. Juli

Die Varroamilbe ist nach wie vor die größte Herausforderung in der Imkerei. Doch im Rahmen des Projekts „VITALBIENE” zeigen neue Ergebnisse, dass ein angepasster Umgang mit dem Parasiten Honigbienen die Chance zur eigenen Anpassung und zur Erhöhung ihrer Widerstandskraft eröffnen kann, ohne ihre Gesundheit zu gefährden.

Honig- und Wildbiene an violetter Blüte

Zwei verschiedene Betriebsweisen wurden verglichen:

Während beim konventionellen Ansatz wie üblich im Frühjahr die Drohnenbrut entnommen und die Völker im Sommer mit Ameisensäure behandelt wurde, setze die innovative Betriebsweise auf eine Brutpause Anfang Juni durch Käfigen der Königin, gefolgt von einer gezielten Oxalsäurebehandlung im Sommer. Auf den Drohnenschnitt wurde bewusst verzichtet.

 

Die Ergebnisse im Überblick

  • Milbenbelastung

In den innovativ geführten Völkern war der Milbenfall im Frühjahr und Sommer zunächst deutlich höher. Nach der Sommerbehandlung mit Oxalsäure waren die Anzahl der Varroamilben jedoch so gering wie in den konventionellen Völkern.


  • Virusbelastung: Flügeldeformationsvirus Typ B (DWV-B).

Die Viruslast war in beiden Gruppen gering. In der innovativen Gruppe zeigte sich ein Anstieg der Viruslast während des Sommers, der sich nach der Behandlung im Herbst wieder normalisierte. Milbenfall und Viruslast standen in direktem Zusammenhang: Je höher die Anzahl der Milben, desto höher waren auch die DWV-B-Werte.


  • Immunsystem

24 Stunden nach dem Schlüpfen unterschieden sich die Hämozytenzahlen (Indikator für die Stärke des Immunsystems) nicht.

Nach 48 Stunden hatten Jungbienen aus innovativen Völkern leicht reduzierte Hämozytenwerte, was auf eine kurzfristige Beeinträchtigung der Immunantwort hindeutet, jedoch nicht auf eine dauerhafte Schwächung.


  • Koloniestärke und Honigertrag

Trotz einer zeitweise erhöhten Belastung im Sommer waren die innovativ geführten Völker im Herbst vital. Winterverluste traten nicht vermehrt auf. Auch die Honigerträge im Frühjahr und Sommer unterschieden sich nicht zwischen den Gruppen, was für die Praxis von entscheidender Bedeutung ist.


Fazit für die Praxis

Bei der innovativen Betriebsweise wird eine höhere Belastung durch die Varroamilbe im Frühjahr und Sommer bewusst in Kauf genommen, um genetische Anpassungsprozesse bei der Honigbiene – insbesondere durch mehr Drohnen – zu ermöglichen. Entscheidend ist eine gut geplante Sommerbehandlung mit Oxalsäure nach der Honigernte. Sie schafft die Grundlage für die Aufzucht vitaler Winterbienen, ohne das Risiko für Winterverluste zu erhöhen. Eine weitere Oxalsäurebehandlung im Winter ist nur bei Bedarf notwendig. So kann der Einsatz organischer Säuren insgesamt reduziert werden – ein Gewinn für die Bienengesundheit.

Ein zusätzlicher Vorteil: Die Methode ist robuster gegenüber Wetterextremen, da auf wetterabhängige Mittel wie Ameisensäure verzichtet wird. Gerade in Jahren mit Hitzewellen oder unbeständigem Sommerwetter stellt dieser Ansatz eine praxistaugliche Alternative dar.

Langfristig eröffnet die innovative Betriebsweise die Chance auf robustere, besser angepasste Bienenvölker mit weniger Eingriffen – und auf ein stabileres Wirts-Parasit-Verhältnis.


Weniger ist also manchmal mehr

Wer die Varroa-Bekämpfung neu denkt, kann nicht nur den Behandlungsaufwand senken, sondern auch die natürliche Widerstandskraft seiner Völker stärken. Der Umstieg erfordert jedoch etwas Erfahrung – die Expertinnen und Experten des Bieneninstituts Kirchhain und der Universität Würzburg unterstützen Sie gern.




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