Diversität von Insekten in Naturschutz-Arealen (DINA)
Am 30. April 2023 endete nach vier Jahren Laufzeit das Projekt DINA, dessen Ziel es war, umfangreiche Daten zu Insektengemeinschaften in Naturschutzgebieten zu sammeln. Die Insektenarten wurden durch Metabarcoding bestimmt. Um Zusammenhänge zwischen der Biodiversität von Insekten und der Belastung durch Pestizide zu erforschen, wurden chemische Analysen von Böden und Vegetation in Naturschutzgebieten und angrenzenden, landwirtschaftlichen Flächen durchgeführt.
Hier einige bedeutende Ergebnisse des Projektes:
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Schutzgebiete weisen eine höhere Artenzahl im Vergleich zur umgebenden Agrarlandschaft auf. Jedoch gibt es deutschlandweit große regionale Unterschiede. Die Anzahl identifizierter Insektenarten korreliert mit der Biomasse. Da die Biomasse leichter zur erheben ist, kann diese als Indikator für Insektenvielfalt genutzt werden.
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Das Umfeld, welches Insekten zur Nahrungssuche nutzen, ist weit größer als bisher angenommen. So konnten Pollen und andere pflanzliche Bestandteile aus Massentrachten von Nutzpflanzen (z.B. Raps) und diversen Gartenpflanzen bei Insekten in Schutzgebieten nachgewiesen werden.
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In 25% von Naturschutz- und Natura 200-Gebieten befinden sich große Ackerflächen, die meist konventionell genutzt werden. Auch Ackerflächen in unmittelbarer Nähe von Schutzgebieten verändern die Vegetation in diesen Gebieten. Es kommt zu negativen Randeffekten und die Vegetation degradiert zum Rand von geschützten Lebensräumen.
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In allen untersuchten Schutzgebieten konnten Pestizide an Insekten nachgewiesen werden. Von den derzeit 92 meistverwendeten Pestiziden konnten insgesamt 47 verschiedene Pestizide nachgewiesen werden (7-27 Pestizide pro Standort). Die Anzahl der Pestizide stieg dabei nahe intensiv genutzter landwirtschaftlicher Flächen an.
Weitere Ergebnisse des Projektes werden in den kommenden Monaten veröffentlich und können hier eingesehen werden.
Im folgenden Video werden weitere Einblicke in das Projekt, dessen Zielsetzung und Ergebnisse gegeben:
Im Rahmen der Studie wurden auch Landwirtinnen und Landwirte zur Notwendigkeit des Insektenschutzes befragt.
Deutlich wurde, dass es eine allgemeine Akzeptanz für das Thema gibt. Jedoch werden Lösungsansätze benötigt, welche ökologische, ökonomische und soziale Aspekte berücksichtigen. Des Weiteren wünschen sich die Befragten eine stärkere Flexibilität bei der Umsetzung biodiversitätsfördernder Maßnahmen sowie mehr Wertschätzung und angemessene Förderungen.
Das Projektkonsortium stellte am 26. April in Berlin im Rahmen einer Pressekonferenz des Naturschutzbundes Deutschland e.V. (NABU) zusätzlich Empfehlungen vor, welche aus den bislang vorliegenden Ergebnissen der Studien abgeleitet wurden.
1. Der Erhalt der biologischen Vielfalt muss gegenüber der Landnutzung stärker priorisiert werden. Dazu braucht es mehr echte Schutzgebiete und die landwirtschaftliche Nutzung in Randgebieten muss stärker bei der Planung von Schutzgebieten beachtet werden.
2. Es braucht ein dauerhaftes bundesweites Monitoring, um Risiken für Insekten besser einschätzen zu können. Dabei sollten besonders schützenswerte Ökosysteme Priorität haben.
3. Alle Akteurinnen und Akteure aus Landwirtschaft, Landschaftspflege, Naturschutz, Politik und Zivilgesellschaft müssen stärker für das Thema sensibilisiert und in die Planung und Umsetzung einbezogen werden. Dabei muss die Relevanz der biologischen Vielfalt als Lebensgrundlage deutlich stärker vermittelt werden.
Beenovation freut sich mit der Vernetzungs- und Transfermaßnahme dazu beizutragen, diese Forderungen in die Umsetzung zu bringen und durch innovative Projekte neue Lösungsansätze für mehr Bestäuberinsekten in der Agrarlandschaft zu erforschen. Dadurch werden die Vitalität und der Schutz von Bestäuberinsekten gestärkt und zugleich Spannungsfelder zwischen Landwirtinnen und Landwirten, Naturschützenden sowie Imkerinnen und Imkern reduziert werden.