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DAFA-Strategiekonferenz des Fachforums Bienen und Landwirtschaft



Vier Personen stehen Arm in Arm in einem Feld in der Abenddämmerung

Die Strategiekonferenz des DAFA-Fachforums Bienen und Landwirtschaft fand mit dem Ziel statt, gemeinsam zu diskutieren, welche Teilziele der DAFA-Strategie bereits erreicht wurden und in welchen Feldern es weiterhin Handlungsbedarf gäbe. Insgesamt nahmen 76 Personen aus Forschung, Imkerei, Landwirtschaft Umwelt- und Naturschutz am 17.+18.01.2024 an der Konferenz in Berlin teil. Dr. Thomas Schneider (BMEL) machte in seinem Grußwort deutlich, dass die Forschung für die Praxis von Bedeutung sei. Das Ziel muss sein, dass Forschungsergebnisse später in der Praxis in der Breite angewandt werden können. In der Podiumsdiskussion mit Thorsten Ellmann (Deutscher Imkerbund), Claudia Gerster (Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft), Jörg-Andreas Krüger (NABU) und Johann Meierhöfer (Deutscher Bauernverband) bestand zunächst Uneinigkeit, ob Biodiversitätsfördernde Maßnahmen in der Landwirtschaft in den letzten Jahren verstärkt umgesetzt wurden. Es bestand der Eindruck aus Sicht von Naturschutz und Imkerei, dass noch zu viel geredet und zu wenig in der Agrarlandschaft umgesetzt würde. Dabei verliere man sich in den Diskussionen weiterhin in den Differenzen, statt sich auf die Gemeinsamkeiten zu konzentrieren. Ziel müsse es sein, dass Landwirtschaft und Bienenschutz im Einklang funktionierten. Dabei brauchten landwirtschaftliche Betriebe jedoch mehr finanziellen Spielraum für den Verzicht auf Pflanzenschutzmittel und mehr Biodiversitätsfördernde Maßnahmen, indem z.B. die Mehrkosten vom Handel und letztlich den Konsument:innen übernommen würden.


Anschließend wurden 28 Forschungsprojekte in je drei Minuten kurz vorgestellt. Darunter waren auch die Beenovation-Projekte EasyLife, NutiBee, FINDIG, INTEGRA und ComBee.

 

Am zweiten Tag gab es drei Diskussionsrunden zu den vier Forschungsfeldern:

1.     Förderung der Bienengesundheit

2.     Agrarlandschaften und Anbausysteme der Zukunft entwickeln

3.     Wechselwirkungen zwischen landwirtschaftlichen Praktiken, Bienen und anderen Bestäubern

4.     Forschungsstrukturen und Wissenstransfer in die Praxis; Kommunikation und politische Gestaltung


Die erste Erkenntnis aus Forschungsfeld 1 "Bienengesundheit" war, dass es bei der Forschung und Diskussion zur Bienengesundheit mehr Interdisziplinarität und Kommunikation mit Experten aus der Landwirtschaft, Lebensmittelchemie, Agrarchemie etc. brauche. Darüber hinaus bedürfe es eines engeren Austauschs mit der Politik, welche die Rahmenbedingungen vorgibt. Zweitens brauche es für viele aktuelle Fragestellungen in der Forschung eine größere Offenheit gegenüber neuer Technik, Künstlicher Intelligenz und Digitalisierung sowie engere Zusammenarbeit mit Experten aus diesen Gebieten, um gemeinsam Datenbanken, Computermodelle oder digitale Tools zu entwickeln. Drittens seien die Laufzeiten für Forschungsprojekte und deren Konzepte zu kurz, um komplexe Fragen zu klären. Auch brauche es eine stärkere Priorisierung von Forschungsfragen, um Fachwissen zu bündeln und akute Themen gemeinsam zu bearbeiten. Außerdem wurde festgestellt, dass das Thema Klimawandel in Bezug auf die Auswirkungen auf Biodiversität und Imkerei bisher völlig in der DAFA-Strategie fehlten. Auch die Forschung zur Auswirkung von invasiven Arten (Tiere und Pflanzen) auf (Wild-) Bienen müsse vorangetrieben werden.


Bei der Diskussion zur "Agrarlandschaft und Anbausystemen der Zukunft" (Forschungsfeld 2) wurde deutlich, dass mehr Praktiker:innen aus der Landwirtschaft in die Diskussion, Planung und Durchführung von Forschungsprojekten einbezogen werden müssten. Eine Möglichkeit zur Umsetzung könnten dabei „Living Labs“ sein, welche regionale Forschungs- und Praxiskonzepte erarbeiten. Dabei müssten auch die Wertschöpfungsketten der Landwirtschaft bei Forschungsfragen berücksichtigt werden, um Hürden bei der Umsetzung in der Landwirtschaft zu reduzieren. Auch brauche es mehr interdisziplinäre Ansätze zwischen Agrar-, Betriebs-, Sozial- und Rechtswissenschaften bei der Lösung von aktuellen Fragen, um Hindernisse und Hürden beim Transfer von der Forschung in die Praxis im Vorfeld zu untersuchen und Lösungswege aufzuzeigen.


In Forschungsfeld 3 wurden die "Wechselwirkungen zwischen Landwirtschaft und Bienen" von verschiedenen Seiten betrachtet. Dabei wurde deutlich, dass Wild- und Honigbienen gemeinsam gedacht werden müssen und nicht in Konkurrenz zueinander stehen. Wichtig sei es auch, Ergebnisse der gesamten Wissenschaftsgemeinschaft durch zentrale Datenbanken zur Verfügung zu stellen, damit Wechselwirkungen noch besser untersucht werden könnten. Auch hier brauche es innovative Modellierungsansätze, wobei die Auswertung zukünftig durch Künstliche Intelligenz unterstützt werden sollte. Hierfür bedarf es jedoch einheitlicher Standards bei der Datenerfassung und dem Wildbienenmonitoring. Für komplexe Fragestellungen sei enge Zusammenarbeit und Transparenz zwischen verschiedenen Forschungsgruppen unverzichtbar.


Im vierten Forschungsfeld ging es um die "Rahmenbedingungen für Forschung und den Wissenstransfer in die Praxis". Auch hier wurde die kurze Laufzeit von Förderungen wiederholt angesprochen, da eine Laufzeit von drei Jahren für viele Forschungsfragen, besonders bei saisonalen Freilandstudien, zu kurz sei. Ein weiterer Punkt war, dass es eine Entbürokratisierung bei der Antragstellung für Fördermittel brauche. Während und nach der Projektlaufzeit bräuchte es allgemein mehr und bessere Kommunikation (Öffentlichkeitsarbeit) der Forschungsergebnisse an verschiedene Interessensgruppen. Hierzu solle eine projektübergreifende Vernetzung zu ähnlichen Fragestellungen stattfinden. Die Vernetzung und Transfermaßnahmen des BMEL, wie Beenovation seien bereits ein Schritt in die richtige Richtung. Zusätzlich müssten langfristig Forschungsergebnisse noch stärker in die praxisnahe Aus- und Weiterbildung von Landwirt:innen integriert werden.


Der Konferenzband der Strategiekonferenz steht auf der Website der DAFA zur Verfügung:


Bildquelle: Pixabay




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